Eine überregionale Zeitung forderte in einem Artikel mit der Überschrift "Ohne Lippenstift in die Wahlkabine" am 2. Juni 1946 die Frauen auf, ohne Lippenstift auf den Lippen ins Wahllokal zu gehen, weil sie durch das Benetzen des Mundes ungewollt Spuren auf dem Stimmzettel hinterlassen könnten, die unversehrt bleiben müssten. Sonst wäre es Wahlfälschung gewesen.
Die damals 23jähigie erinnert sich: "Es kommt mir wie gestern vor. Zum ersten Mal trug ich neue Schuhe, um wählen zu gehen, bis dahin war ich zwanzig Jahre lang in Holzschuhen oder barfuß herumgelaufen, ich hatte mein ganzes Leben lang auf dem Land gearbeitet. Dieser Tag war ein Fest. Ich bin mit Stolz zur Wahl gegangen, um die Republik zu wählen, nicht die Monarchie, die wollten wir nicht mehr".
Für die heute fast 100jährige war Demokratie damals ein unbekanntes Wort, da sie in ihrer Kindheit und Jugend unter Mussolini aufwuchs. "Die ersten zwanzig Jahre meines Lebens waren ein Dornenbusch, dann kam das Licht".
Am Ende fiel die Mehrheit für die Republik knapper aus als erwartet. Gut 54% stimmten dafür. Die Frauen waren wohl das Zünglein an der Waage. Und Dina Barucci war eine von ihnen.