Brotbacken verbraucht Unmengen an Süsswasser. Deshalb will Rodolfo Molettieri es durch Meerwasser ersetzten. Mit Unterstützung der grössten italienischen Forschungseinrichtung CNR bäckt er am Brot für die Zukunft. Die Idee ist so simpel wie naheliegend für Neapel, wo die Bäckerei der Molettieris liegt. Gereinigtes Meerwasser fürs Brotbacken spart Süsswasser. Zudem hält es sich länger, bis zu 12 Tage, ohne zu schimmeln. Die Verwendung von Mehl aus alten Getreidesorten soll darüber hinaus Pflanzenschutzmittel vermeiden und so und zur Artenvielfalt beitragen. Wilder Koriander sorgt für ein besonderes Aroma.
Die Antica Forneria Molettieri, die Rodolfo mit seinen Geschwistern betreibt, ist durch und durch Bio, ohne das Etikett unnötig zu strapazieren. Wer die Bäckerei am Corso Vittorio Emanuele, 242 unweit des Quatieri Spagnoli aufsucht, findet die Vielfalt der neapolitanischen Esskultur in unverfälschter Reinform wieder: Bruder Marcello bereitet zu Mittag traditionelle Gerichte zu. Zu seinen Spezialitäten zählt La Genovese, die Bolognese des Südens, eine Art Zwiebelsuppe mit Suppenfleisch. Seine Mission ist ein memoria del gusto, ein Gedächtnis des Geschmacks zu pflegen. Schwester Barbara schliesslich ist Chefin der Pasticceria mit Klassikern wie Sfogliatella aus Blätterteig mit süßer Ricottafüllung und der Rumkuchen Babà.
Den Familienbetrieb, der in der Nachkriegszeit gegründet wurde, wäre nicht neapolitanisch, ohne seine soziale Ader zu zeigen: am Ende des Tages wird alles, was nicht verkauft wurde, an Vereine für Bedürftige abgegeben.