An den Wänden hängen Dutzende von Filmplakaten der Filme, die die Wespe bekannt gemacht haben. Angefangen bei Roman Holiday mit Gregory Peck und Audrey Hepburn, aber auch Esame di guida mit Charles Aznavour oder Il ragazzo del Pony Express von Nanni Moretti. Der 48-jährige Marco Fumagalli hat der Vespa dreißig Jahre seines Lebens und seiner Sammlung gewidmet.
Liebhaber aus aller Welt kommen nach Mailand, um in den Keller seiner Familienvilla hinabzusteigen, wo der hauptberufliche Mechaniker mehr als 300 Modelle zusammengetragen hat.
Vespa-Liebe eines Mechanikers
Von ersten Modell der legendären Vespa 98 ccm aus dem Jahr 1946, von dem nur 60 Exemplare hergestellt wurden bis zur Sonderedition in Gold zum 75. Jahrestag. Als Jugendlicher ist Marco eine Enduro gefahren. Die Vespa war für mich kein Motorrad, sagt er kategorisch.
Doch dann im Sommer 1991 sah er eine Werbung für die Vespa 50 Spezial, von der nur dreitausend Stück gebaut wurden. Es war Liebe auf den ersten Blick. Eine Liebe wie sie nur ein Mechaniker empfinden kann: Das Tolle an der Vespa ist, dass sie eine einfache Mechanik hat, einen nie im Stich lässt und es immer eine Möglichkeit gibt, sie zu reparieren.
Sein Lieblingsstück aber ist eine Vespa Bordeaux, wegen ihres klassichen Designs. Am bequemsten ist das 125er Modell von 1951, das Gregory Peck in Roman Holiday fährt. Im Tempel der Vespa mangelt es nicht an absolut ungewöhnlichen Modellen, die nicht einmal im Piaggio-Museum in Pontedera zu finden sind.
Es gibt eine Vespa, die für die französische Armee während des Algerienkriegs hergestellt wurde und mit einer tragbaren Kanone ausgestattet war - oder die Renn-Vespa Corsa Circuito, die wegen ihrer Farbe als brennender Ball bezeichnet wurde. Für kurze Zeit versuchte man sich sogar an Vespa-Autos. Zunächst nur im französischen und amerikanischen Markt angeboten, stellte sich die Zurückhaltung als berechtigt heraus. Nach kurzer Zeit waren sie wieder verschwunden.
Geschwindigkeitsrekord in der Wüste
Mit einer Vespa-Sidecar aus den 50ern nahm Marco Fumagalli 2017 als Ehrengast an der AmeriVespa, einem Rennen veranstaltet vom amerikanischen Vespa-Club, teil. In der grossen Salzwüste von Salt Lake City, wo für gewöhnlich rakektenähnliche Dragster-Gefährte die Schallmauer durchbrechen, stellte Marco einen bescheidenen Vespa-Geschwindigkeitsrekord auf. Der immerhin bei 150km/h lag. Bei Rallyes im Ausland finde ich viel mehr Leidenschaft als in Italien. Was schade ist, denn die Vespa verkörpert weltweit unser Land. Ich habe oftmals versucht, meine Sammlung öffentlich zu machen, etwa auf der Rennstrecke von Monza. Aber bis jetzt war mein Projekt leider nicht erfolgreich.
Die einzigartige Sammlung von Marco Fumagalli umfasst Tausende von Erinnerungsstücken, von Werbeplakaten bis zu Original-Patentzeichnungen. Sogar Kinderspielzeug wie die erste in Russland hergestellte Metallspielzeug-Vespa ist zu bestaunen. Die Privatsammlung kann in Absprache mit dem Vespa Club Mailand, in dem Fumagalli Mitglied ist, besichtigt werden.