Die Drogheria dalla Pioggia ist einer der ältesten Geschäfte und berühmtesten Adressen Bolognas. Eine Mischung aus Apotheke, Süssigkeitenladen und Drogerie, eins der letzten Kolonialwarengeschäfte Italiens. Die bis zur Decke reichenden Regale sind vollgestopft mit Töpfen, Flaschen, Bonbongläser und Kisten. Dort findet sich vieles, was es sonst nirgendwo mehr gibt: Bologna-Senf, sizilianischer schwarzer Bienenhonig oder Roero-Honig, Senffeigen und kandierte Früchte, die für den berühmten Weihnachtskuchen Certosino benötigt werden. Was sich lose ist, wird nach Gewicht verkauft: Kakao, Gewürze, Mandeln, Pinienkerne. Daneben sieht man Tortenformen, Lebensmittelfarben, aber auch Säuren für Goldschmiede, Bimsstein für Zahntechniker, oder Kolophonium für Tänzer.
Mehr als 10'000 Artikel
Betrieben wird die Drogheria dalla Pioggia, eins die wenigen Geschäfte dieser Art in Norditalien, von den Brüder Sarti. Luca steht zusammen mit seinem Bruder Stefano und seinem Mitarbeiter Gianluca seit Jahrzehnten hinter dieser Theke. Ich bin hier praktisch geboren, erklärt er: Sein Vater hat das Lebensmittelgeschäft 1967 übernommen und es ist seitdem in Familienbesitz geblieben. Den Versuchungen daraus ein lukratives Restaurant zu machen, dem so viele Geschäfte in Bologna erlegen sind, haben die beiden Brüder widerstanden. So überlebte der Kolonialwarenladen, den sie ihren Eltern geerbt haben: fünfundvierzig Quadratmeter Verkaufsfläche, auf denen das ganze Jahr über zwischen zehn- und zwölftausend verschiedene Artikel angeboten werden.
Die Drogheria dalla Pioggia befindet sich seit etwa fünfhundert Jahren in den Laubengängen der Via Riva Reno, am ehemaligen und heute überbauten Reno-Kanal. Die erste offizielle Erwähnung stammt aus dem Jahr 1610. Dalla Pioggia, vom Regen, hiess einst eine Kirche, die dem Viertel dem Namen verlieh. Bauern brachen von hier zur Prozession auf, um in besonders trockenen Jahren um Regen zu bitten.
Wenn Kunden nicht mehr weiter wissen
Heute wird die Drogheria dalla Pioggia von tutt Bologna frequentiert: von der einfachen Hausfrau bis zum Opernsänger. Und natürlich die Kinder wegen der Süssigkeiten. Es gibt auch eine obdachlose Frau, die, wenn sie ein paar Pfennige hat, hereinkommt, um ein oder zwei Süssigkeiten zu kaufen, und die nicht will, dass man ihr etwas gibt. Manchmal kommen noch Leute in den Laden und fragen nach rusco oder spolverazza, den beiden Dialektausdrücken für die Gewürzmischung, die für Certosino benötigt wird.
Der meist gehörte Satz der Gebrüder Sarti aber ist: Ho un problema – Ich weiss nicht weiter. Die Kunden können sicher sein, Luca und Stefano kennen die Antwort. Die versteckt sich irgendwo zwischen den vielen Kisten und Gläsern an den Wänden.