Vor 50 Jahren demonstrierten die Neapolianer für Impfungen

30 agosto 2021

"Wir wollen den Impfstoff". Dieser Schrei ging 1973 durch die Strassen von Neapel, als die Cholera die Stadt heimsuchte. Um die Epidemie einzudämmen, führten die Behörden die größte Impfkampagne der Nachkriegszeit durch. Die damaligen Zeitungen berichteten, dass innerhalb von etwa einer Woche, Ende August - Anfang September, mehr als eine Million Bürger geimpft wurden. 

Die Neapolitaner drängten auf die Impfung und gingen sogar auf die Straße, um sie einzufordern. Das Problem war in den ersten Tagen der Mangel an Impfdosen. Einige Zeitungen titelten: "Zehntausend Ampullen in der ganzen Stadt" und "Der Kampf gegen die Krankheit ist eröffnet, aber in Neapel fehlt der Impfstoff". Die Proteste für die Impfung damals könnten nicht gegensätzlicher sein zu den heutigen Bildern. 

Ursache Verzehr von rohen Muscheln

Die Cholera-Epidemie verursachte Hunderte und Aberhunderte von Fällen. Mit 24 bestätigten Opfern in Neapel und weiteren neun in Apulien. Erste Warnzeichen waren Mitte August zu aufgetaucht. In der Gegend von Neapel traten einige Fälle von akuter Gastroenteritis auf, die zunächst nicht mit Chloera in Verbindung gebracht wurden. Im Laufe der Tage vervielfachte sich die Zahl der Patienten mit denselben Symptomen wie Durchfall, Erbrechen und Dehydrierung, bis die Ärzte feststellten, dass es sich um Cholera handelte. Am 29. August meldete die Tageszeitung Il Mattino die Existenz einer Epidemie, die in der Region Neapel bereits fünf Todesopfer gefordert hatte.

Schnell ging man davon aus, dass die Epidemie durch den Verzehr von mit Vibrionen- Bakterien verseuchten Schalentieren verursacht wurde. Insbesondere von Muscheln, die roh gegessen wurden. Die Behörden ergriffen verschiedene Maßnahmen: Sie chlorten das Wasser des städtischen Aquädukts, verboten den Verkauf von Meeresfrüchten und beschlagnahmten sie in Restaurants, starteten eine außerordentliche Kampagne zur Müllsammlung, Straßenreinigung und Fliegenbekämpfung, verboten Strände und Badegebiete und kontrollierten Theater, Kinos und andere Versammlungsorte. 

Mehrmals von Cholera heimgesucht

Die früheren Choleraepidemien, die Neapel 1837, 1884 und zwischen 1910 und 1911 heimgesucht hatten, waren nicht vergessen. Und so erlebte Neapel angesichts der Ausbreitung der Seuche Tage voller Panik und Angst. Die Menschen strömten auf der Suche nach Heilmitteln in die Apotheken und Arztpraxen, und als die Impfungen begannen, war der Andrang erstaunlich groß. In einigen Fällen musste die Polizei die Bürger auseinander treiben, die gegen den Mangel an Ampullen und geeigneten Medikamenten protestierten.
Doch dann kam die Impfkampagne in Gang, nicht zuletzt wegen der grossen Teilnahmebereitschaft der Bevölkerung. Die Chlora-Epidemie konnte bekämpft werden und sie ist seither Medizingeschichte.

 

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