So stellt man sich Italien gerne vor: gleich hinterm Haus noch ein kleiner Weinberg, aus dem der Hauswein gekeltert wird. Doch die alte Vigna del Re ist nicht irgendein Weinberg, sondern der des Königs und das Haus ist ein Schloss und steht in Caserta nördlich von Neapel. Ähnlich wie Versailles oder Potsdam diente es als Landsitz für die Könige von Neapel, die sich dort ihren Hobbies wie der Jagd, der Pferdezucht und eben dem Weinanbau hingaben.
Mit dem Bau des Königshofes in Caserta 1752 wurde auch die heute noch gut erhaltene Parkanlage mit dem Weinberg errichtet. Der ursprüngliche Weinberg war etwa fünf Hektar groß und lag direkt gegenüber der Casina di San Silvestro im gleichnamigen Wald. Obgleich der aus der Pallagrello-Nero Traube gewonnene Wein bei den Bourbonen Königen sehr beliebt war, geriet der Weinberg mit dem Ende des Königreichs zunehmend in Vergessenheit. Ein Übriges tat der Befall der Weinstöcke mit Mehltau und Reblaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie die Industrialisierung des Weinanbaus in Italien.
Erst die Abkehr vom Mainstream-Wein in den letzten 20 Jahren und der damit verbundenen Wiederentdeckung der regionalen Sorten, entstand die Idee den Vigna del Re in Caserta wiederzubeleben. 2018 startete der Direktor der Schlossanlage, Mauro Felicori, die Re-Kultivierung des Traditionsweins. Mit Hilfe von anerkannten Önologen gelang es die wenigen Hektar Weinreben wieder in Saft zu bringen. Der erste Jahrgang des neunen Bourbonen-Weins soll nun Ende September geerntet werden. Die Menge dürfte für etwa 1000 Flaschen reichen. Genug für einen Hauswein ist das allemal.