Ob ich schön bin? Ich war die am wenigsten Schöne in unserer Familie, war immer anders. Zu gross, zu dünn, und schon als kleines Mädchen trug ich eine Brille. Und doch wurde die Vitti die Königin des italienischen Kinos. Nicht umsonst waren in diesen Jahren die ausländischen Schauspielerinnen Charlotte Rampling, Catherine Deneuve, Maria Schneider für die dramatische Fach im Kino zuständig. Aber die italienische Komödie hat ihre Vitti: eine, die die Frauen anspricht, die sich mit ihr identifizieren, während man für die Träume der italienischen Männer ins Ausland schaut. Sie selbst sagte dazu: Die - sagen wir mal - hässlichen Schauspielerinnen, die heute in Italien erfolgreich sind, verdanken mir das. Ich bin diejenige, die die Tür aufgebrochen hat.
Monica Vitti, geboren als Maria Luisa Ceciarelli am 3. November 1931, studierte an der Theaterakademie in Rom, stand gern auf der Bühne, begann in den Fünfzigern mit kleinen Rollen im Kino. Antonioni lernte sie kennen, als sie die Schauspielerin Maria Luisa Mangini in dessen Film Il Grido synchronisierte. Dann drehte sie mit ihm L'Avventura, sie verliebten sich, die Beziehung hielt bis Ende der Sechziger.
Durchbruch in Cannes mit L'Avventura
L'Avventura war ihr Durchbruch, an dem sie zunächst fast zerbrochen wäre. Bei der Premiere in Cannes 1960 lachte das Publikum an Stellen, die traurig und tragisch waren. Ich ging aus dem Saal und weinte wie ein Baby, all die intensive Arbeit umsonst.
Am Morgen drauf überreichte man ihr im Hotel eine lange Liste mit Unterschriften, Regisseure aus Italien, Kritiker, Schriftsteller, und für alle war L'Avventura das Schönste, was sie je auf einem Festival gesehen hatten. Viele Jahrzehnte zählte L'Avventura dann bei allen Umfragen zu den zehn besten Werken des Kinos.
Sie erfindet ihren Platz im Kino
Kritiker sagten die Vitti ist in der Lage, komplexe Charaktere für Antonioni zu verkörpern, aber auch gute Laune und Fröhlichkeit auf die Leinwand zu zaubern. Sie ging in dieser Doppelnatur förmlich auf: Im Leben bin ich überhaupt kein Spaßvogel, im Gegenteil, ich bin eher ein ängstlicher Mensch und widme mich ganz meiner Arbeit. Am Set werde ich dann zum Hanswurst, aber ich bin stolz darauf, denn das ist unsere große Tradition der Komiker. Monica Vitti erfand einen Platz für sich im Kino.
Als komische Schauspielerin konnte sie niemanden imitieren. Die Rolle war bisher Männern vorbehalten. Im Italien der 1950er Jahre existierte nur das Modell der wohlgeformten, sexy Schauspielerin, das von Gina Lollobrigida, Sophia Loren und Silvana Mangano verkörpert wurde. Die Frauen durften nur schön sein. Eine Schauspielerin, die körperlich normal war und es verstand, zu schauspielern und die Leute zum Lachen zu bringen, gab es bis dato nicht.
Was auch immer sie tat, sie verstand es, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wie sie es als Kind tat, als sie, um von den Gästen in ihrem Haus bemerkt zu werden, die sieben Röcke zeigte, die sie trug, um sich vor der Kälte zu schützen. Sieben Röcke sollte dann jahrelang ihr Spitzname bleiben.
Mein Haar tut weh
Ihr zweites Markenzeichen sind ihre rötlichen Haare. In den frühen Antonioni-Filmen wird ihr dichtes rötlichblondes Haar immer wieder ins Spiel gebracht. Lebhaft und unablässig fährt der Wind hindurch, zu Beginn von L'Eclisse sogar der Luftzug eines kleinen Zimmer-Ventilators. In Il deserto Rosso fährt sie sich oft nervös durch die Haare und sagt den unvergesslichen Satz Mein Haar tut weh.
Monica Vitti lebt heute mit ihrem Mann in Rom. Roberto Russo, ein Fotograf, den sie 1973 kennenlernte, aber erst im Jahr 2000 heiratete. Ein Jahr danach zog Vitti sich zurück - sie leidet an einer Alzheimer-Krankheit, die sie seitdem aus der Öffentlichkeit fernhält.