Die einen nennen es Spinnerei für die anderen würde ein Traum in Erfüllung gehen: Radfahren und Wandern zwischen den Ästen der Bäume. Und zwar bis zu sechs Meter über dem Boden, auf einem erhöhten Radweg. Die Idee für den 705 Kilometer langen Radweg von Turin nach Venedig kommt von Carlo Ratti, einem Turiner Architekten, der sich am renommierten MIT in Boston Gedanken über die Zukunft der Städte macht.
Zwei Reihen bestehend aus tausenden von Bäumen werden zu natürlichen Stützen, zwischen denen der Tree-path verlaufen würde. Auf diese Weise können störende bestehende Verkehrs- und Wasserwege umgangen werden. Zwischen den Baumkronen eröffnet sich eine beinahe endlose Plattform zum Spazieren gehen oder Rad fahren. Die Kernidee des Entwurfs ist, dass Pflanzen mit der Zeit um ein Geländer aus rostfreiem Stahl herumwachsen und sich ganz organisch wie von selbst zu einer „grüne“ Trasse durch die oberitalienische Landschaft ausformen: quer durch Mailand entlang der Navigli über Cremona, Mantua, Padua bis nach Venedig. Doch wie realistisch ist die Idee, Pflanzen als „lebendigen Baustoff“ zu verwenden?
"Wir sind noch weit von dieser Zukunft entfernt, aber wir können beginnen, die Konvergenz des Natürlichen und des Künstlichen zu erforschen. Wir können Bäume als Bausteine verwenden und Daten aus digitalen Technologien nutzen, um die Umgebung besser zu verstehen“, meint der 41jährige Carlo Ratti. An seiner Forschungsstätte, dem Senseable City Lab am MIT in Boston, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Auch die Bosci verticali, die begrünten Hochhäuser in Mailand, haben mal so begonnen.